Sechs Monate Liam / Sechs Monate Mama sein
Direkt eine Wette vorab: Wer von euch hätte gedacht, dass Ich mal so eine verrückte, stolze, inkonsequente und bedingungslos liebevolle Mami werde ? Seid ehrlich 🙂 Ich habe selber nicht damit gerechnet. „Das eigene Kind macht doch ganz viel mit einem“. Jetzt kann ich bestätigen, dass es Dinge im Leben gibt, die man erst verstehen kann, wenn man sie selber erlebt und gespürt hat. Dass es einen sämtliche Vorhaben über Bord werfen lässt und das Gefühl schlussendlich mit nichts auf der Welt zu vergleichen ist.
Die Geburt des eigenen Kindes ist quasi eine riesige Explosion der Gefühle und dennoch steht die Welt für einen Moment lang still.
Was hätte ich nur verpasst, wenn ich kein Kind bekommen hätte …
Derweilen liegen nun sechs Monate hinter mir – sechs Monate! Gefühlt liegt die Schwangerschaft schon in weiter weiter Ferne. Wie war das noch mal mit den vielen Stunden Freizeit am Tag? Was hab ich da eigentlich immer gemacht? Naja, ich bin nicht der Typ für Langeweile, aber Leute, wie viel Zeit man ohne Kind einfach hat.
Auch wenn aktuell noch Corona unser aller Leben bestimmt, und Liam, wie viele andere Babys unter diesen Umständen zur Welt gekommen ist und man meinen könnte, es passiere ja eh nicht viel, ist in den vergangenen sechs Monaten dennoch unheimlich viel passiert.
Seitdem habe ich mindestens 45362786 Windeln gewechselt, mich Hunderte Male zum Affen gemacht, um dir ein Lächeln zu entlocken – mich an den Schlafmangel und den kalten Kaffee morgens gewöhnt, oft geweint vor Glück und Dankbarkeit, mich in Geduld geübt, was eine meiner größten Schwächen ist, mich über AA in deiner Windel gefreut, dir einen Kuchen zu deinem halbjährigen Geburtstag gebacken, akzeptiert, dass mir die hälfte meiner Haare ausgefallen sind und alkoholfreies Bier zu schätzen gelernt.
Ach Liam, dies und so viel mehr hast du mit mir gemacht. Aber das wichtigste ist, Du hast mich zu Deiner Mami gemacht, und jetzt, sechs Monate später kann ich sagen, ich sitze sowas von fest im Sattel.
Ich kenne dich ganz genau. Ich weiss wann du Hunger hast oder einfach nur Müde bist. Ich weiss wann du nicht mehr spielen willst und wann es an der Zeit ist, eine Runde im Kinderwagen oder in der Trage zu drehen. Ich weiss mit welchen Kunststücken ich dich sofort wieder zum Lachen bringe und dass ein kleines Cupcake Förmchen aus Silikon dein liebstes Spielzeug ist. Wenn nichts mehr geht, muss dein Cupcake her.
Jetzt bestimmst du größtenteils meinen Tagesablauf. Hört sich vielleicht für die Nicht-Mamis schlimm an, ist es aber keinesfalls. Es ist wunderschön und ich kann euch sagen, ihr macht alles gerne, was euer Kind glücklich macht.
Auch wenn mein Naturell stets von Struktur und Organisationstalent geprägt ist (hat sich aber schon gebessert :)), bin ich jetzt mit Kind noch mehr vorausschauend denkend. Habe ich mal die Milch vergessen oder die Mütze nicht eingepackt, habe ich ein Problem und kann eigentlich wieder nach Hause fahren. Ich packe meist auch den Kinderwagen UND die Trage ein. Je nach örtlicher Gegebenheit ist es manchmal Sinnvoller, die Trage zu nutzen als den Kinderwagen. Oder umgekehrt.
Genau so das Silikon Cupcake, das packe ich fast immer ein.
Viele Erfahrungen macht man allerdings auch nur ein Mal und dann nie wieder. So ist das mit anderen Dingen ja auch.
Anfangs dachte ich noch, ich müsse unheimlich viele Bücher und Ratgeber lesen, ich müsse vorbereitet sein auf diese große Aufgabe und diese Wahnsinns Verantwortung KIND. Ich dachte, ich müsste alles aus meiner einst angefertigten Excel-Liste mit den „Must-haves bevor das Baby kommt“, abgearbeitet und besorgt haben, damit auch nichts schief gehen kann und ich optimal vorbereitet bin. Unbedingt wollte ich alles richtig machen und meinem Kind nur das Beste von mir als Mutter geben. Zwischendurch bin ich im Gedankenchaos versunken und habe mich tausend Sachen gefragt.
Alles ganz normal.
Als Liam aber einmal da war, hatte ich zum einen keine Zeit mehr für die viele Leserei und zum anderen zum ersten Mal wirklich verstanden, was es heisst, auf sein mütterliches Bauchgefühl zu hören.
Mittlerweile bin ich viiiel entspannter geworden. Ich wache nicht mehr nachts neben dir im Bett und Google die wildesten Dinge. Ich gebe dich auch mal für kurze Zeit zu Oma und Opa und putze in der Zeit nicht mehr wie wild das Haus, sondern nehme mir Zeit für mich. Ich höre ganz viel auf meine Intuition und ziehe aus den vielen gut gemeinten Ratschlägen das Beste für uns heraus.
Eine Sache gibt es allerdings, von der ich mir gewünscht hätte, ich hätte sie ernster genommen.
Thema Stillen –
Ein für mich sehr sensibles und wichtiges Thema. Es ist nämlich gar nicht so ein Selbstläufer wie ich immer dachte. Oder sagen wir, es kann ein Selbstläufer sein, muss es aber nicht. Daher möchte ich unbedingt die werdenden,/frisch gebackenen Mamis, die das hier lesen, informieren.
Für mich war seinerzeit klar, wir Frauen sind dazu gemacht, unsere Kinder mit Muttermilch zu ernähren, es ist ganz natürlich und ursprünglich und auch ich kann und werde stillen. Eine Stillberaterin – wieso braucht man sie?
Allein über meine Erfahrungen zu diesem Thema könnte ich einen eigenen Blogbeitrag verfassen, vielleicht mache ich es irgendwann noch.
Was ich jedenfalls damit sagen möchte, es ist nicht unbedingt ein Selbstläufer, und wenn ihr stillen möchtet, macht es Sinn, sich im Vorfeld ein bisschen zu informieren und JA, ggf. auch eine Stillberaterin zur Rate zu ziehen.
Meine Geschichte in Extremkurzversion:
Mit meiner zweiten Brustentzündung bin ich im Krankenhaus gelandet, inkl. meines Säuglings, was mir das Herz gebrochen hat. Auch die Infusionen haben nicht geholfen, somit stand eigentlich fest, dass ich operiert werden muss. Das wollte ich unbedingt vermeiden, nicht weil ich mir die OP ersparen wollte, sondern weil Liam dann wieder mit mir im KH gelegen hätte. Somit habe ich mich sehr viel informiert und auch mit meiner lieben Stillberaterin gesprochen, sodass ich DREI Mal ambulant punktiert werden konnte.
Leider nur mit mäßigem Erfolg, weshalb ich kurze Zeit später eine zweite Meinung in Mönchengladbach im Brustzentrum eingeholt habe. Dort durfte ich mich noch einer Stanzbiopsie unterziehen (googelt das besser nicht), dessen Werte von einem Pathologen geprüft wurden.
Dieser gab kurz vor Weihnachten dann Entwarnung, sodass ich im Sommer nur noch ein Mal zum Ultraschall kommen muss.
Die blutigen Brustwarzen inklusive der Schmerzen und der vielen Experimente, diese immer wieder in kürzester Zeit abzuheilen, habe ich fast vergessen …
Um die ersten sechs Monate in einem kurzen Zeitraffer zusammenzufassen;
Vor dem Homecoming nach dem Krankenhaus hatte ich weder Angst noch Respekt. Irgendwas war da in mir, das wusste, du machst das schon. Und auch wenn du Fehler machst, dein Baby wird es dir verzeihen.
Es war Hochsommer und somit hatten wir noch ein paar sehr schöne Tage, die wir in Ruhe in unserem Zuhause und auf der Terrasse genießen konnten. Liam hat die ersten, ich würde schätzen, zwei Wochen noch sehr viel geschlafen. Besuch haben wir – auch coronabedingt nach und nach eingeladen.
Als mein Mann nach zwei Wochen wieder arbeiten ging, habe ich mich ohne Probleme alleine mit dem kleinen Zuhause zurechtgefunden. Wir hatten schnell einen Rhythmus etabliert und ja, Liam hat es mir auch sehr leicht gemacht.
Irgendwann wurde er aber wacher und die Schlafphasen kürzer bzw. haben sich verändert. Von den ersten drei Schüben habe ich nichts gemerkt. Erst der vierte Schub hatte es in sich, war aber auch nicht dramatisch. Aus den Tagen mit Schlafen, essen, Wickeln, schlafen, essen, wickeln … wurde langsam auch spielen.
Liam fing an, Dinge zu greifen und sich mehr für sein Spielzeug zu interessieren. Seine Stimme hat er auch entdeckt, manchmal zum leid aller – wiederum aber auch zuckersüß.
Morgens, wenn ich wach werde und zu ihm rüber schaue, werde ich fast immer mit einem breiten lächeln belohnt. Für mich das schönste auf dieser Welt.
Nach und nach wurde er immer wacher. Hat mich mit seinen Augen verfolgt und sich dafür interessiert, was ich mache. Den Fernseher können wir gar nicht mehr laufen lassen, wenn er im Raum ist und auch mein Handy lege ich in seinem Beisein weg, sonst würde er womöglich durchs Internet scrollen wollen …
Ich glaube, mit fünf Monaten fing Liam an, sich auf die Seite zu drehen. Ein großer Entwicklungsschub, da kurze Zeit später das komplette drehen vom Rücken auf den Bauch folgte.
Seit wenigen Wochen verputzt er nun schon seinen Brei wie ein alter und ich verstehe all die Mamis, die mir anfangs sagten „es geht so schnell um das erste Jahr. Eh du dich versiehst, gehen sie in den Kindergarten“.
Für meinen Geschmack geht das alles viel zu schnell!
Hier noch kurz ein paar Dinge, die ich empfehlen kann oder auch nicht:
- Kinderwagen Joolz Day 3
- Babyschale Cybex Aton 5
- Federwiege Nonomo mit Gestell von Amanka (ich hatte KEINEN Motor, brauchte ich auch nicht)
- Wippe Baby Björn (sollen die Babys nur nicht zu lang drin liegen)
- Babyfon NUK Eco Control + Video
- Trage von Rookie Baby – ich liebe sie! Schick, zeitlos und total angenehm zu tragen.
- Beistellbett Babybay Maxi – ich persönlich kann das Maxi-Bett sehr empfehlen, da passen sie einfach noch länger rein
- Stillkissen von Koala über Amazon – kann ich nicht empfehlen. Es ist mit Watte gefüllt und daher nicht so anschmiegsam. Im Krankenhaus hatte ich eins mit Theraline Füllung, die fand ich super.
Eine Sache ist mir noch eingefallen, die ich euch unbedingt ans Herz legen kann;
macht ein Newbornshooting ♥
Ich bin ehrlich, unser Shooting war genau an Tag 17, also relativ spät. Fast zu spät, denn nach 10-14 Tagen werden die Babys schon wacher und lassen sich nicht mehr so süss im schlaf drappieren. Mein Gedanke war anfangs, hey, du hast selbst eine gute Kamera und genügend Equipment zuhause um Fotos von deinem Baby zu machen, du „brauchst“ das Shooting nicht.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich es aber nicht geschafft und wahrscheinlich hätte ich es danach auch nicht mehr.
Ausserdem hatte die Fotografin ein gutes händchen um mein halb waches Baby immer wieder zum einschlafen zu überreden. Der Raum war bereits vorgewärmt und für die Fotos wurde Liam auf einer Heizdecke abgelegt . Das hätte ich zuhause sicher alles nicht gemacht, auch nicht gewusst.
Der Moment, wenn sie noch so klein sind, kommt nie mehr wieder und die Bilder werden in der Regel zuckersüss.
Mal wieder ein wunderschöner Beitrag liebe Sarah ♥️ So liebevoll geschrieben!!!
Vielen Dank Johanna, das freut mich sehr <3